Sanitaer.org Icon
Trinkwasserverordnung

Legionellen im Wasser: Wie kann man bestmöglich vorbeugen?

Kirsten Weißbacher
Verfasst von Kirsten Weißbacher
Zuletzt aktualisiert: 23. Juli 2025
Lesedauer: 6 Minuten
© Jacob Wackerhausen / istockphoto.com

In Deutschland werden jährlich über 100.000 Verdachtsfälle von Legionellen-Erkrankungen vermutet. Legionellen sind stäbchenförmige Bakterien, die natürlich in Gewässern vorkommen und schwere Atemwegserkrankungen hervorrufen können. Diese Bakterien gedeihen besonders gut in warmem Wasser und finden in künstlichen Wassersystemen wie Duschen, Whirlpools oder Klimaanlagen ideale Bedingungen für ihre Vermehrung. Im Jahr 2024 wurden offiziell 2.217 Fälle von Legionellen-Infektionen registriert, wobei die Dunkelziffer deutlich höher liegt, da viele Infektionen nicht diagnostiziert werden.

Legionellen verursachen hauptsächlich zwei Krankheitsbilder: das mildere Pontiac-Fieber und die gefährlichere Legionärskrankheit, die eine schwere Lungenentzündung zur Folge hat. Im folgenden Abschnitt werden verschiedene Maßnahmen vorgestellt, die helfen können, das Risiko einer Infektion zu minimieren.

Optimale Temperaturbereiche und Legionellenfilter als Lösung

Legionellen vermehren sich optimal bei 25-45 Grad Celsius.  Unterhalb von 20 Grad können sie kaum überleben, während Temperaturen ab 55 Grad ihr Wachstum wirksam hemmen, aber sie immer noch nicht verlässlich abtöten.

An Wasserhähnen und Duschen muss das Wasser mit mindestens 55 Grad ankommen, um zumindest einen grundlegenden Effekt zu erzielen. Legionellenfilter sind für kritische Bereiche wie Krankenhäuser, Pflegeheime oder Hotels, aber auch für den Privatbereich, geeignet. Diese Filter entfernen Bakterien mechanisch aus dem Wasser und bieten zusätzlichen Schutz bei akuter Kontamination. Ob ein Legionellenfilter empfehlenswert ist, lässt sich schnell beantworten: ja!

Trinkwasserverordnung und Untersuchungspflichten: Was gilt?

Die deutsche Trinkwasserverordnung definiert Großanlagen zur Trinkwassererwärmung. Dazu gehören Systeme mit mehr als 400 Litern Speichervolumen oder Rohrleitungen mit mehr als drei Litern Inhalt zwischen Speicher und Entnahmestelle.

Also was tun bei Legionellen im Trinkwasser? Gewerbliche Betreiber müssen jährliche Legionellenprüfungen durchführen lassen, Vermieter von Wohngebäuden alle drei Jahre.

Die Probenahme erfolgt an repräsentativen Entnahmestellen durch akkreditierte Labore nach DIN EN ISO/IEC 17025. Bei Grenzwertüberschreitungen von 100 KBE (koloniebildende Einheiten) pro 100 Milliliter muss das Gesundheitsamt unverzüglich informiert werden.  Die Dokumentation aller Untersuchungsergebnisse ist zehn Jahre aufzubewahren. Eine regelmäßige und lückenlose Dokumentation ist somit essenziell, um die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften zu gewährleisten und die Gesundheit der Nutzer zu schützen.

Risikogruppen und besondere Gefährdungen

Für Legionellen-Infektionen besonders gefährdet sind ältere Menschen über 50 Jahre, Raucher und Personen mit geschwächtem Immunsystem. Chronische Lungenerkrankungen, Diabetes oder Krebstherapien erhöhen das Risiko für schwere Verläufe erheblich. Interessant ist die geschlechtsspezifische Verteilung: Männer erkranken 2,5-mal häufiger als Frauen an Legionellose.

Die Sterblichkeitsrate bei Lungenentzündung durch Legionellen lag zwischen 2001 und 2010 bei 4-11 Prozent, sank aber zwischen 2011 und 2020 auf 4-6 Prozent. Diese Verbesserung ist auf bessere Diagnostik und Behandlungsmethoden zurückzuführen.

In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen konzentrieren sich vulnerable Personengruppen, weshalb hier strengste Präventionsmaßnahmen erforderlich sind. Selbst immungesunde Menschen können bei hohen Bakterienkonzentrationen schwer erkranken.

Wartung und Instandhaltung von Wassersystemen: Worauf sollte man achten?

In Bezug auf die Wartung und Instandhaltung von Wassersystemen helfen die folgenden Tipps oft weiter.

  • Fachgerechte Wartung bildet das Fundament erfolgreicher Legionellenprävention. Warmwasserspeicher sollten jährlich gereinigt und entkalkt werden. 
  • Ablagerungen und Biofilme (bakterielle Schleimschichten) bieten Legionellen ideale Wachstumsbedingungen.
  • Selten genutzte Wasserleitungen erfordern Aufmerksamkeit, da stehendes Wasser die Bakterienvermehrung fördert.
  • Das Spülen aller Entnahmestellen verhindert Stagnation.
  • Duschköpfe und Perlatoren (Strahlregler) sammeln Kalk und Bakterien – monatliche Reinigung ist erforderlich, um die Grundlage dafür zu schaffen, dass das Bad zur Ruheoase werden kann. 
  • Die Überprüfung von Temperaturfühlern und Thermostatventilen gewährleistet korrekte Betriebstemperaturen.
  • Professionelle Wartungsverträge mit Fachbetrieben sichern systematische Pflege und reduzieren Wartungsaufwand erheblich.

Eine Überwachung und regelmäßige Kontrollen sind wichtig

Eine regelmäßige Überwachung und Kontrolle sind unerlässlich, um Probleme frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig eingreifen zu können. Durch kontinuierliche Temperaturmessungen an verschiedenen Entnahmestellen lässt sich sicherstellen, dass das System ordnungsgemäß funktioniert. Digitale Datenlogger, also automatische Messgeräte, zeichnen die Temperaturen auf und erstellen detaillierte, lückenlose Protokolle.

Die mikrobiologische Probenahme erfolgt gemäß den strengen Vorgaben der Trinkwasserverordnung und wird in akkreditierten Laboren auf Legionellenkonzentrationen untersucht. Zusätzlich ermöglichen Sichtkontrollen die frühzeitige Identifikation von Korrosion, Ablagerungen oder defekten Komponenten. Alle Kontrollmaßnahmen müssen dokumentiert werden, da dies gesetzlich vorgeschrieben ist.

Fernüberwachungssysteme bieten eine zusätzliche Sicherheit, indem sie bei Temperaturabweichungen von mehr als 5 Grad umgehend Alarm schlagen und die Verantwortlichen benachrichtigen. Diese präventive Herangehensweise trägt wesentlich zum Schutz der Gesundheit der Nutzer bei.



Fazit

Legionellen stellen ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko dar, insbesondere in warmen Wassersystemen. Eine wirksame Prävention beginnt mit dem richtigen Temperaturmanagement, regelmäßiger Wartung sowie der konsequenten Umsetzung gesetzlicher Vorgaben. Besonders gefährdete Personengruppen wie ältere Menschen, Immungeschwächte oder Bewohner von Pflegeeinrichtungen profitieren von zusätzlichen Schutzmaßnahmen wie Legionellenfiltern und Fernüberwachungssystemen. Die Kombination aus technischer Prävention, regelmäßiger Kontrolle und rechtlicher Absicherung sorgt für maximale Sicherheit im Umgang mit Trinkwasserinstallationen – sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich.

FAQ: Häufige Fragen zum Schutz vor Legionellen

Was sind Legionellen und wie gelangen sie ins Trinkwasser?

Legionellen sind natürlich vorkommende Bakterien, die sich besonders gut in warmem, stehenden Wasser zwischen 25 und 45 Grad Celsius vermehren. Sie gelangen über Wassertröpfchen, z. B. beim Duschen, in die Atemwege und können dort schwere Infektionen verursachen.

Welche Temperaturen töten Legionellen zuverlässig ab?

Legionellen sterben erst bei Temperaturen ab etwa 60 Grad Celsius ab. Temperaturen über 55 Grad hemmen zwar ihre Vermehrung, töten sie jedoch nicht vollständig ab. Deshalb sollten Warmwasseranlagen regelmäßig auf mindestens 60 Grad aufgeheizt werden.

Wer ist besonders gefährdet durch Legionellen?

Vor allem Menschen über 50 Jahre, Raucher, immungeschwächte Personen sowie Patienten mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes oder COPD zählen zu den Risikogruppen. Männer erkranken statistisch häufiger als Frauen.

Wie kann ich das Risiko in meinem Zuhause minimieren?

Regelmäßiges Spülen seltener genutzter Wasserleitungen, die Reinigung von Duschköpfen und Perlatoren sowie die Wartung von Warmwasserspeichern sind wichtige Maßnahmen. Auch die Installation von Legionellenfiltern kann zusätzlichen Schutz bieten.

Was schreibt die Trinkwasserverordnung vor?

Gewerbliche Betreiber und Vermieter großer Wohnanlagen sind gesetzlich verpflichtet, regelmäßige Legionellenprüfungen durch akkreditierte Labore durchführen zu lassen. Bei Grenzwertüberschreitungen muss das Gesundheitsamt informiert werden. Alle Ergebnisse sind zehn Jahre zu dokumentieren.

Über unsere*n Autor*in
Kirsten Weißbacher
Kirsten hat Germanistik in Hamburg studiert und im Anschluss ein Volontariat gemacht. Nach ihrem Start in der Unternehmenskommunikation eines lokalen Herstellers wechselte sie in die freiberufliche Tätigkeit. Seit Februar 2024 ist Kirsten bei Digitale Seiten und schreibt dort Ratgeber zu Handwerksthemen aller Art.