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Das Rückgrat der SHK-Branche: 4 Strategien für ein hocheffizientes Warenlager

Kirsten Weißbacher
Verfasst von Kirsten Weißbacher
Zuletzt aktualisiert: 23. Juli 2025
Lesedauer: 5 Minuten
© mavo / istockphoto.com

Die SHK-Branche durchlebt eine Phase der Transformation: Nach dem Rekordumsatz von 61,7 Milliarden Euro in 2023 bestätigte sich 2024 der prognostizierte Rückgang – der Gesamtumsatz im Wirtschaftsbereich Haus- und Gebäudetechnik sank auf 77,1 Milliarden Euro, was einem realen Rückgang von 6,6% entspricht. Für 2025 erwarten Experten einen weiteren Rückgang von 2,2%. Doch es gibt Lichtblicke: Das SHK-Konjunkturbarometer zeigt für das 1. Quartal 2025 erstmals seit dem 2. Quartal 2023 wieder positive Werte (+1 Punkt) und deutet auf eine leichte Erholung hin.

In diesem herausfordernden Marktumfeld mit rund 48.100 Betrieben und 396.700 Beschäftigten wird ein effizientes Warenlager zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Ein gut organisiertes Lager reduziert nicht nur Kosten, sondern ermöglicht es den Betrieben, auch in schwierigen Zeiten schnell und kundenorientiert zu agieren. Die Grundlage dafür ist nicht nur eine clevere Raumaufteilung, sondern auch der effiziente Einsatz der richtigen Ausrüstung, wozu auch unterschiedliche Staplerarten für den Transport der Waren gehören.

Trotz der Umsatzrückgänge zeigt die Branche strukturelle Stärke: Die Zahl der Ausbildungsverträge stieg von 13.706 (2022) auf 15.132 (2023), und die Industrieunternehmen bewerteten das Geschäftsklima im 1. Quartal 2025 mit +13 Punkten deutlich positiver als im Vorquartal. Diese Entwicklung unterstreicht das Potenzial für eine nachhaltige Erholung.

Strategie 1: Intelligente ABC-Analyse für SHK-Komponenten

Die ABC-Analyse ist das Fundament einer effizienten Lagerhaltung im SHK-Bereich. Klassifizieren Sie Ihre Artikel nach Umschlagshäufigkeit und Wertigkeit:

  • A-Artikel (20% der Artikel, 80% des Umsatzes): Hochfrequente Teile wie Rohrverschraubungen, Standardventile und Heizungskomponenten gehören in die direkten Zugriffszonen. Diese sollten in Augenhöhe und in der Nähe des Versandbereichs gelagert werden.
  • B-Artikel (30% der Artikel, 15% des Umsatzes): Saisonale Produkte und mittelhäufig benötigte Komponenten platzieren Sie in mittleren Lagerbereichen mit moderater Zugänglichkeit.
  • C-Artikel (50% der Artikel, 5% des Umsatzes): Spezialteile und selten benötigte Komponenten können in höheren Regalen oder entfernteren Bereichen gelagert werden.

Diese Systematik reduziert Laufwege um bis zu 40% und beschleunigt die Kommissionierung erheblich.

Strategie 2: Digitale Lagerverwaltung mit Echtzeit-Tracking

Moderne Lagerverwaltungssysteme sind für SHK-Betriebe unverzichtbar geworden. Implementieren Sie ein System mit folgenden Kernfunktionen:

  • Barcode- oder RFID-Technologie: Jeder Artikel erhält eine eindeutige Kennzeichnung, die automatisches Tracking ermöglicht. Dies reduziert Inventurfehler um bis zu 95%.
  • Echtzeit-Bestandsüberwachung: Automatische Benachrichtigungen bei Mindestbeständen verhindern Lieferengpässe, besonders wichtig bei der aktuell hohen Nachfrage nach Heizungskomponenten.
  • Mobile Endgeräte: Tablets oder Smartphones ermöglichen es Mitarbeitern, Bestände direkt vor Ort zu prüfen und zu aktualisieren, ohne den Arbeitsplatz zu verlassen.
  • Integration mit ERP-Systemen: Nahtlose Verbindung zwischen Lager, Einkauf und Verkauf optimiert die gesamte Lieferkette.

Strategie 3: Optimierte Lagerplatz-Zuordnung nach Produktcharakteristika

SHK-Komponenten haben spezifische Lageranforderungen, die bei der Platzierung berücksichtigt werden müssen:

  • Gewichtsbasierte Zuordnung: Schwere Komponenten wie Heizkörper und Boiler gehören in untere Regalebenen oder auf Bodenflächen. Dies reduziert Verletzungsrisiken und erleichtert die Handhabung.
  • Größenoptimierte Bereiche: Lange Rohre benötigen spezielle Lagergestelle, während kleine Verschraubungen in Schubladensystemen optimal aufgehoben sind.
  • Temperatur- und Feuchtigkeitsschutz: Elektronische Komponenten und empfindliche Dichtungen benötigen klimatisierte Lagerbereiche, um Qualitätsverluste zu vermeiden.
  • Gefahrstoff-Compliance: Chemikalien und brennbare Materialien müssen nach gesetzlichen Vorgaben getrennt und entsprechend gekennzeichnet gelagert werden.

Strategie 4: Ganzheitliche Prozessoptimierung durch Lean-Prinzipien und Automatisierung

Die vierte Strategie kombiniert bewährte Lean-Methoden mit modernen Automatisierungstechnologien zu einem ganzheitlichen Optimierungsansatz:

Lean-Grundlagen im SHK-Lager

Die aus der Automobilindustrie stammenden Lean-Prinzipien bilden das Fundament effizienter Lagerprozesse:

  • 5S-Methodik als Basis: Seiri (Sortieren) eliminiert überflüssige Gegenstände, Seiton (Systematisieren) schafft feste Plätze für jeden Artikel, Seiso (Säubern) reduziert Suchzeiten, Seiketsu (Standardisieren) vereinheitlicht Arbeitsabläufe und Shitsuke (Selbstdisziplin) etabliert kontinuierliche Verbesserung.
  • Wertstromanalyse: Identifizieren Sie Verschwendung in Ihren Lagerprozessen. Typische Verschwendungsarten sind überflüssige Transporte, Wartezeiten bei der Kommissionierung und unnötige Bestände.
  • Kanban-Systeme: Visuelle Signale steuern automatisch Nachbestellungen und verhindern Über- oder Unterbestände bei kritischen SHK-Komponenten.

Intelligente Automatisierung

Angesichts des Fachkräftemangels in der SHK-Branche ergänzen Automatisierungstechnologien die Lean-Prinzipien optimal:

  • Smart Picking-Systeme: Pick-by-Light oder Pick-by-Voice-Technologien reduzieren Kommissionierungsfehler um bis zu 60% und beschleunigen gleichzeitig den Prozess. Besonders bei häufig benötigten A-Artikeln zahlt sich diese Investition schnell aus.
  • Predictive Analytics: KI-basierte Systeme analysieren Verbrauchsmuster und saisonale Schwankungen. Sie optimieren automatisch Bestellmengen und -zeitpunkte, was besonders bei der volatilen Nachfrage nach Heizungskomponenten wertvoll ist.
  • IoT-Integration: Sensoren überwachen kontinuierlich Lagerbedingungen wie Temperatur und Feuchtigkeit. Sie melden Abweichungen sofort und schützen so empfindliche Elektronikkomponenten vor Schäden.
  • Skalierbare Robotik: Für größere Betriebe können autonome Lagerroboter repetitive Transportaufgaben übernehmen. Dies setzt qualifizierte Mitarbeiter für beratungsintensive Kundenbetreuung frei.
  • Synergie-Effekte nutzen: Die Kombination aus Lean und Automatisierung erzeugt Synergie-Effekte: Lean-Prinzipien schaffen die organisatorischen Voraussetzungen für erfolgreiche Automatisierung, während Technologie die konsequente Umsetzung von Lean-Standards unterstützt.


Fazit: Warenlager als strategischer Erfolgsfaktor

Ein hocheffizientes Warenlager ist mehr als nur ein Kostenfaktor – es ist ein strategischer Erfolgsfaktor. In einer Branche mit über 48.100 Betrieben und den aktuellen Marktherausforderungen können die vorgestellten vier Strategien den entscheidenden Unterschied machen.

Die systematische Kombination aus intelligenter ABC-Analyse, digitaler Lagerverwaltung, optimierter Platzierung und ganzheitlicher Prozessoptimierung schafft die Grundlage für nachhaltigen Erfolg. Besonders in der aktuellen Transformationsphase der Branche, mit Umsatzrückgängen 2024 und den ersten positiven Signalen für 2025, werden effiziente Lagerprozesse zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil.

Der Schlüssel liegt in der schrittweisen, aufeinander aufbauenden Umsetzung: Beginnen Sie mit der ABC-Analyse als Fundament, implementieren Sie dann digitale Systeme, optimieren Sie die Lagerplatzierung und integrieren Sie schließlich Lean-Prinzipien mit intelligenter Automatisierung. Bereits kleine, gut durchdachte Optimierungen können große Wirkung zeigen und Ihren SHK-Betrieb resilient für zukünftige Herausforderungen machen.

Über unsere*n Autor*in
Kirsten Weißbacher
Kirsten hat Germanistik in Hamburg studiert und im Anschluss ein Volontariat gemacht. Nach ihrem Start in der Unternehmenskommunikation eines lokalen Herstellers wechselte sie in die freiberufliche Tätigkeit. Seit Februar 2024 ist Kirsten bei Digitale Seiten und schreibt dort Ratgeber zu Handwerksthemen aller Art.