Täglich spült jeder von uns mehr als 30 Liter bestes Trinkwasser die Toilette hinunter. Auch wenn in Deutschland kein Wassermangel besteht, ist der unbewusste Umgang mit diesem wertvollen Rohstoff doch erschreckend. Durch eine spezielle Aufbereitung ließe sich beispielsweise das Spülwasser in der Toilette vollständig einsparen und damit ein wertvoller Beitrag zum bewussten Umgang mit Trinkwasser leisten.
Alles auf einen Blick:
- Als Grauwasser wird gering verschmutztes Abwasser aus Dusche, Badewanne und Waschbecken bezeichnet.
- Mit einer Grauwasseranlage kann es aufbereitet und ein zweites Mal, beispielsweise für die Toilettenspülung, genutzt werden.
- Der tägliche Pro-Kopf-Wasserverbrauch lässt sich insgesamt auf knapp die Hälfte reduzieren. Ein Haushalt mit vier Personen spart dadurch pro Jahr über 80.000 Liter Trinkwasser und mehr als 300 Euro.
- Für Anschaffung und Installation sollten Sie bei Anlagen mit kleinem Tank ab 5.000 Euro aufwärts rechnen.
- Wirtschaftlich ist eine solche Vorrichtung derzeit meist nur in Mehrfamilienhäusern, Hotels und Campingplätzen.
Definition
Je nach Verschmutzungsart gibt es für Abwässer verschiedene Einordnungen. Grauwasser ist dabei am geringsten verschmutzt und zur Aufbereitung zu Nutzwasser geeignet.
Was ist Grauwasser?
Grauwasser ist die Bezeichnung für häusliches Abwasser, das keine Fäkalien und anderen grobe Verunreinigungen enthält. Wie die Europäische Norm 12056-1 festlegt, gilt es als nur gering verschmutzt.Es handelt sich beim sogenannten Grauwasser also nicht um Ihr Toilettenabwasser, sondern um das aus Waschbecken, Badewanne und Dusche. Küchenabwasser wird durch Speiseabfälle und Fette grob verschmutzt und zählt daher nicht zu Grauwasser.
• Gelbwasser: Bestandteil von Schwarzwasser, Toilettenspülwasser mit Urin
• Braunwasser: Bestandteil von Schwarzwasser, Toilettenspülwasser mit Kot und Toilettenpapier
Die Unterscheidung der verschiedenen Abwässer gibt es, da Grauwasser im Gegensatz zu Schwarzwasser aufbereitet und im Anschluss als Klarwasser (zum Beispiel Toilettenspülwasser) verwendet werden kann. Dadurch würde kein wertvolles Trinkwasser im Klo landen, sondern aufbereitetes Wasser, das ohnehin in die Kanalisation geflossen wäre.
Was ist eine Grauwasseranlage?
Eine Grauwasseranlage ist ein Recyclingsystem, das Grauwasser sammelt, filtert und dorthin weiterleitet, wo es als Betriebswasser ein zweites Mal verwendet wird.
In der Regel besteht es aus mehreren Wassertanks, den Filtervorrichtungen, einer Pumpe und einem separaten Leitungssystem. Schließlich soll das Grauwasser aus Badewanne und Co. erst einmal nicht im Kanal landen, sondern zur Aufbereitung im Grauwassertank gesammelt werden. Von dort muss es über eigene Leitungen zum Toilettenspülkasten transportiert werden.
Idealerweise befindet sich diese Vorrichtung im Keller oder in der Garage.
Funktion
Eine Grauwasseranlage reinigt Ihr Abwasser kosteneffizient, ohne den Einsatz chemischer Mittel und ohne störende Gerüche.
Wie funktioniert eine Grauwasseranlage?
Über ein separates Leitungssystem wird das Abwasser aus Waschbecken, Dusche und Badewanne zum Grauwassertank der Aufbereitungsanlage geleitet. Bevor es in diesem ersten Tank, dem Grauwassertank, landet, findet eine grobe Reinigung statt. Dabei sortiert ein Filter größere, ungelöste Stoffe wie Haare oder Flusen aus und leitet diese direkt in die Kanalisation weiter.
Die anschließende Feinreinigung erfolgt normalerweise rein mechanisch-biologisch und kommt ohne den Einsatz chemischer Mittel aus. Im Grauwasserspeicher bauen Mikroorganismen einen Großteil der organischen Stoffe wie Seifen, Shampoos, Pflegeprodukte oder Hautschuppen ab. Um in den Betriebswasserspeicher zu gelangen, muss das aufbereitete Wasser noch einen Membranfilter passieren. Durch die kleinen Poren dieses speziellen Filters kommen Bakterien nicht hindurch.
Das aufbereitete Nutzwasser ist nun keimfrei, hygienisch sauber und bereit für seinen zweiten Einsatz als Toilettenwasser. Wer möchte, kann es auch zur Gartenbewässerung, für die Waschmaschine oder zum Putzen verwenden. Reicht das im Tank gespeicherte, hochwertige Betriebswasser einmal nicht aus, so wird einfach zusätzlich Trinkwasser in die Leitung eingespeist.
Je nach Wasserverbrauch und Einsatzort gibt es Grauwassertanks zwischen 250 und 15.000 Litern.
Was sind Voraussetzungen um Duschwasser für das WC aufzubereiten?
Dusche, Waschbecken und Badewanne benötigen für das Abwasser ein eigenes Rohrleitungssystem. Nur so kann Grauwasser vom restlichen, stark verschmutzen Abwasser aus Toilette und Küche getrennt werden. Zudem sind vom Trinkwassernetz getrennte Leitungen nötig, um das aufbereitete Betriebswasser überall dorthin zu leiten, wo es verwendet werden soll.
Auch sollten Sie für die Tanks genügend Platz in Ihrem Keller oder beispielsweise in der Garage haben. Meist ist die gesamte Anlage aber ein sehr kompaktes, platzsparendes System. Alternativ könnten die Tanks auch im Garten eingegraben werden. Bedenken Sie aber dabei, dass Sie an die Anlage dann nur noch schwer rankommen. Besser wäre ein unterirdischer Schacht mit Türchen, beispielsweise unter der Terrasse.
Vorteile durch Kostenersparnis
Mit der Nutzung von Grauwasser reduzieren Sie Wasserkosten und Abwassergebühren. Auf viele Jahre hochgerechnet kommt dabei ein stolzer Preis zusammen.
Wie viel Geld und Wasser spart man durch gereinigtes Grauwasser?
Mit einer Grauwasseranlage lässt sich das täglich verbrauchte Wasser pro Person um fast die Hälfte reduzieren. Kostentechnisch merken Sie das sowohl an der Rechnung Ihres Wasserverbrauchs als auch an den Abwassergebühren. Zudem laufen solche Vorrichtungen sehr energieeffizient. Hohe Stromrechnungen, die die gesparten Wasserkosten wieder regulieren, brauchen Sie nicht zu fürchten.
Rechenbeispiel
Im Durchschnitt verbraucht eine Person in Deutschland pro Tag 33 Liter Trinkwasser allein für die WC-Spülung. Wer gereinigtes Grauwasser nicht nur für sein Klo, sondern auch für die Waschmaschine, zum Putzen der Wohnung, für den Garten und Sonstiges wie Autowaschen verwendet, der kommt auf 55 eingesparte Liter täglich. Das entspricht bei einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Tagesverbrauch von 123 Litern einer Gesamtersparnis von 45 Prozent.
Auf ein Jahr hochgerechnet, werden bei einem durchschnittlich täglichen Wasserverbrauch von 123 Litern pro Kopf circa 76 Euro fällig (Trinkwasserpreis 2018: 1,69 Euro pro 1.000 Liter). Mit einem verminderten Verbrauch von 45 Prozent ließen sich die Kosten für den Wasserverbrauch auf 42 Euro senken. Für eine vierköpfige Familie ergäbe dies eine Ersparnis von 80.300 Litern Trinkwasser und 136 Euro pro Jahr. Für die eingesparte Wassermenge wird aber auch keine Abwassergebühr fällig. Im obigen Beispiel könnten Sie zusätzliche 190 Euro pro Jahr sparen (Abwassergebühren 2018: 2,36 Euro pro 1.000 Liter).
Zusammengefasst spart ein vierköpfiger Haushalt jährlich etwa 80.300 Liter Trinkwasser und 326 Euro ein.
Kosten
Damit sich die ohnehin schon hohen Kosten rentieren, machen Anlagen zur Grauwasseraufbereitung fast nur bei Neubauten Sinn. Das Nachrüsten in bestehenden Gebäuden ist mit viel Aufwand verbunden.
Was kostet eine Grauwasseranlage?
Kleine Anlagen zur Wasseraufbereitung beginnen bei namhaften Herstellern ab circa 4.700 Euro. Ab dann steigen die Preise mit der Größe der Anlage. Ein Recyclingsystem, das beispielsweise täglich bis zu 500 Liter Grauwasser sammeln kann, liegt kostentechnisch bei rund 5.400 Euro. Großanlagen mit 5.000 Litern Fassungsvermögen kosten ungefähr 30.000 Euro.
Das sind allerdings nur die Anschaffungskosten. Hinzu kommen noch die Wasserrohre für das separate Leitungsnetz, die Lieferkosten sowie die Installationskosten durch einen Fachmann.
Mit unserem Beispiel würde für eine vierköpfige Familie mit einer täglichen Wassereinsparung von 220 Litern (vier mal 55 Liter) eine Grauwasseranlage mit einem 250-Liter-Grauwassertank ausreichen. Bei einem Anschaffungspreis von 4.700 Euro und einer jährlichen Kostenersparnis von 326 Euro würde sich die Anlage erst nach 15 Jahren rentieren. Kosten für zusätzliche Wasserrohre, Installationskosten, Wartungskosten und Betriebskosten sind dabei allerdings noch nicht einkalkuliert.
Fazit
Mit Grauwasseranlagen lässt sich der tägliche Wasserverbrauch um fast die Hälfte reduzieren. Das funktioniert, indem Wasser aus Duschabfluss oder Waschbecken aufbereitet und ein zweites Mal verwendet wird, beispielsweise für die Toilettenspülung. Auf ein Jahr hochgerechnet spart ein vierköpfiger Haushalt so über 80.000 Liter Trinkwasser und circa 326 Euro. Da die Anschaffungs- und Montagekosten allerdings einige Tausend Euro betragen, rentieren sich solche Anlagen im privaten Bereich erst nach vielen Jahren der Nutzung. Eine wirtschaftliche Nutzung bietet sich daher eher für Mehrfamilienhäuser, Hotels oder Campingplätze und nur bei Neubauten an. Denn das Nachrüsten in bestehenden Objekten gestaltet sich als sehr aufwendig und damit noch kostenintensiver.