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Warmwasser

Warmwasserspeicher entkalken: Darum ist die Reinigung so wichtig

Kathrina Haunfelder
Verfasst von Kathrina Haunfelder
Zuletzt aktualisiert: 02. Juni 2021
Lesedauer: 9 Minuten
© Gudella / istockphoto.com

Duschen, Baden oder die Kochwäsche waschen: Das alles wäre ohne Warmwasser undenkbar. Die warmen Wassermengen, die dafür durch Leitungen und aus Wasserhähnen strömen scheinen hierzulande unerschöpflich zu sein. Der Warmwasserspeicher sorgt für diesen selbstverständlichen Luxus in unserem Alltag und benötigt ebenfalls Pflege. Damit er Sie weiterhin mit sauberem Wasser versorgt und Sie steigende Energiekosten vermeiden, ist regelmäßiges Reinigen wichtig. Wie Sie Ihren Boiler selbst von Kalk befreien können und wann Sie lieber einem Handwerker die Arbeit überlassen, erfahren Sie in diesem Artikel.

Alles auf einen Blick:

  • Regelmäßiges Entkalken ist essentiell, um Ihren Warmwasserspeicher energiesparend und Ihr Warmwasser sauber zu halten.
  • Ihr Warmwasserspeicher sollte alle 3 bis 5 Jahre vorbeugend von einem Installateur kontrolliert werden. Wie oft Sie Ihr Gerät warten lassen müssen, ist von der Härte des Wassers und der Nutzung des Speichers abhängig.
  • Bei einem hohen Härtegrad ist eine jährliche Reinigung zu empfehlen. Fließt bei Ihnen weiches Wasser reicht es alle 4 bis 5 Jahre.
  • Um Ihren Boiler zu reinigen, verwenden Sie säurehaltigen Entkalkungsmittel. Dafür empfiehlt sich besonders verdünnte Zitronensäure.
  • Nicht alle Boilergeräte können selbst entkalkt werden. Im Zweifelsfall sollten Sie einen Fachmann beauftragen.
  • Ob in Mietwohnungen der Vermieter oder Mieter für die Reinigungskosten aufkommen muss, ist selbst unter Juristen und Mieterverbände strittig.

Wasserhärte, Kalkbildung und regelmäßiges Entkalken

Dort wo Wasser fließt, entsteht früher oder später Kalk. Dessen Entfernen ist für Sie zwar ein lästiges Thema, jedoch wichtig für Ihren Warmwasserspeicher. Denn zu viel Kalk schränkt die Leistung Ihres Boilers massiv ein. Die Wasserhärte ist ein wichtiger Faktor bei der Kalkbildung.

Wie schnell und warum bildet sich Kalk im Boiler?

Wie schnell oder langsam sich Kalk bildet, ist vom Grad der Wasserhärte abhängig. Es gibt drei Härtegrade, die in dh für Deutsche Härte angegeben wird:

  • Weich < 8,4 dh
  • Mittel 8,4 – 14 dh
  • Hart > 14 dh

Hartes Wasser hat einen besonders hohen Kalium- und Magnesiumgehalt. Durch das starke Erhitzen dieser Mineralien sinkt deren Löslichkeit, wodurch sich innerhalb kürzester Zeit eine Menge Kalk an den Heizelementen ablagert.

Prüfen Sie in welchem Härtebereich sich Ihr Wasser befindet, denn das bestimmt wie oft Sie Ihren Boiler entkalken müssen. Die Information darüber erhalten Sie von Ihrem Wasserversorger. Sie ist auch auf Ihrer Wasserabrechnung zu finden.

Was passiert, wenn Sie Ihren Warmwasserspeicher nicht entkalken?

Wenn Sie das Entkalken Ihres Warmwasserspeichers vernachlässigen hat das nicht nur finanzielle, sondern auch gesundheitliche Folgen:

  • Überhitzungsgefahr: Die Kalkschicht, die sich um die Heizstäbe bildet, wirkt isolierend und dämmt die direkte Wärmeabgabe an das Wasser ein. Dadurch kommt es zum Hitzestau, wodurch die Gefahr der Überhitzung entsteht.
  • Steigende Energiekosten: Der Energieverbrauch und damit auch die Energiekosten steigen. Denn das Wasser braucht aufgrund des Kalks mehr Zeit, um sich zu erwärmen.
  • Geringeres Speichervolumen: Das Speichervolumen des Warmwasserspeichers nimmt aufgrund der Kalkbildung mit der Zeit ab.
  • Bakterienbefall: Auch aus gesundheitlichen Gründen sollten Sie Ihren Speicher regelmäßig warten. Umso länger das Warmwasser im Boiler zwischengespeichert wird, desto mehr Bakterien bilden sich im stehenden Wasser. Auch zwischen den Kalkschichten und dem Rost wimmelt es mit der Zeit vor Keimen.
  • Kaputte Dichtungen: Ohne Kontrolle bleiben brüchige Dichtungen und Ventile unbemerkt.

Wie oft sollten Sie Ihren Boiler entkalken?

Wie oft eine Entkalkung notwendig ist, hängt von der intensiven Nutzung Ihres Gerätes und dem Härtegrad des Wassers ab. Wenn es sich um sehr hartes Wasser handelt, ist es eine jährliche Reinigung empfehlenswert. Bei weichem Wasser reicht es, die Heizstäbe und den Tank je nach Bedarf alle 3 bis 4 Jahre zu säubern.

Warmwasserspeicher Buderus S120 - 5W
Durch das Entkalken des Warmwasserspeichers beugen Sie nicht nur steigende Energiekosten vor, sondern verringern auch das Risiko einer Überhitzung und eines Bakterienbefalls. © Buderus AG

Können Sie Ihren Warmwasserspeicher selbst entkalken?

Es gibt viele unterschiedliche Modelle und daher viele Möglichkeiten, Boiler zu reinigen. Oft können Sie das Gerät auch selbst entkalken. Bevor Sie selbst Hand anlegen, sollte Sie sich auf jeden Fall die Bedienungsanleitung durchlesen. Wenn Ihr Wasserspeicher eine Reinigungsöffnung oder auch einen sogenannten Reinigungsflansch besitzt, können Sie diesen selbst entkalken. Ist das nicht der Fall, sollten Sie ein Fachmann hinzuziehen, um Schäden und unnötige Kosten zu vermeiden.

Warmwasserspeicher richtig entkalken

Es gibt kleine Speicher, die Warmwasser in einer Menge von 5 bis 15 Liter fassen, große Warmwasserspeicher können ein Volumen von mehreren tausenden Litern beinhalten. Dabei handelt es sich meistens um einen gemeinschaftlichen Boiler, der mit der Heizung in einem Mehrfamilienhaus verbunden ist. Um den Boiler selbst zu entkalken, können Sie auf verschiedenen Entkalkungsmittel zurückgreifen.

Welches Mittel eignet sich zum Entkalken?

Zum Entkalken Ihres Boilers eignen sich säurehaltige Entkalkungsmittel oder herkömmliche Haushaltsmittel wie verdünnte Essig-Essenz oder Zitronensäure. Zitronensäure ist dabei besonders effektiv und schonend. Im Vergleich zu Essig hat Zitronensäure keinen unangenehmen Eigengeruch und ist zudem sanft zu Gummi, wodurch Dichtungen nicht beschädigt werden und länger ihre Funktion erfüllen können. Ob Essig oder Zitronensäure: Verdünnen Sie die Flüssigkeiten immer im Verhältnis 1:1 mit Wasser.

Wie können Sie Ihren Warmwasserspeicher entkalken?

Falls Sie die Entkalkung Ihres Boilers selbst vornehmen, machen Sie sich zuerst einmal mit der Bedienungsanleitung vertraut. Bevor es an die Arbeit geht, sollten Sie auch die Meinung eines Fachmannes einholen. Dieser kann kontrollieren, ob eine Entkalkung überhaupt notwendig ist.

Welches spezielle Werkzeug Sie brauchen, ist von Ihrem Gerät abhängig. In allen Fällen benötigen Sie einen Schlauch, Eimer, eine neue Dichtung und wenn notwendig, eine Opferanode, auch Schutzanode oder Magnesiumanode genannt. Zudem sollten Sie auch für ausreichend Licht sorgen.

So entkalken Sie Ihren Warmwasserspeicher richtig:

Schritt 1:  Trennen des Boilers von Strom- und Wasserzufuhr

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Kontrollieren Sie sorgfältig, ob die Verbindungen wirklich getrennt sind. Falls sich eine Gasleitung in Ihrem Gebäude befindet, sollten Sie die Arbeit einem Experten erledigen lassen.

Schritt 2: Anschließen des Schlauchs zum Entleeren

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Lassen Sie Wasser über einen Schlauch aus dem Entleerungsventil ab. Der Speicher muss vollkommen leer sein. Das Aufdrehen von anderen Wasserhähnen beschleunigt den Vorgang.

Schritt 3: Entnahme des Heizstabs

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Holen Sie den Heizstab vorsichtig heraus. Hat sich eine Kalkschicht gebildet, brauchen Sie Feingefühl und Geduld. Der Heizstab darf nicht beschädigt werden.

Schritt 4: Reinigen des Heizstabs

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Danach legen Sie den Heizstab in das Entkalkungsmittel Ihrer Wahl. Dort wird er gesäubert.

Schritt 5: Reinigen des Boilers

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Den Boiler können Sie mit Entkalkungsmittel befüllen. Der Heizstab kann je nach Verunreinigungsgrad solange im Entkalkungsbad liegen, bis sich der Kalk aufgelöst hat.

Schritt 6: Wechseln der Opferanode

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Prüfen Sie den Zustand der Opferanode. Falls Sie stark abgenutzt ist, tauschen Sie diese aus.

Schritt 7: Heizstab einsetzen

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Setzen Sie den sauberen Heizstab vorsichtig wieder ein. Tauschen Sie die Dichtung aus. Meistens verlieren sie ihre Funktionstüchtigkeit nach dem ersten Öffnen.

Schritt 8: Wasserzufuhr aufdrehen

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Füllen Sie den entkalkten Wasserspeicher wieder auf. Den Strom stellen Sie erst bei gefülltem Wassertank an. Ansonsten droht der Heizstab durchzubrennen.

Kosten

Falls Sie Ihren Boiler richtig entkalken wollen und sich nicht sicher sind, ob Sie das selbstständig hinbekommen, sollten Sie einen Fachmann engagieren. Zudem können Sie dadurch selbstverursachte Schäden und die daraus entstehenden Kosten vermeiden. Falls Sie in einer Mietwohnung leben, muss der Vermieter in manchen Fällen die Kosten tragen.

Wie viel kostet es, wenn Sie einen Handwerker beauftragen?

Wie viel Sie für fachmännische Arbeit bezahlen, kommt auf Ihren Boiler an. Je größer der Tank ist, desto größer ist der Aufwand und dementsprechend höher sind die Kosten. Ein Warmwasserspeicher mit einem Fassungsvermögen von 300 bis 500 Liter kann einen Haushalt mit drei bis fünf Personen versorgen. Bei einem 500 Liter Warmwasserspeicher müssen Sie mit einer Arbeitszeit von ungefähr 4 Stunden rechnen. Die Kosten dafür belaufen sich schätzungsweise auf mindestens 400 Euro.

Die Preise variieren jedoch von Betrieb zu Betrieb und hängen beispielsweise davon ab, ob diese auch die Anfahrt berechnen. Für eine exakte Kostenrechnung sollten Sie sich an Ihre Handwerksbetriebe wenden.

Wer muss für die Entkalkung bezahlen?

Wenn Sie Eigentümer der Immobilie sind und darin auch wohnen, müssen selbstverständlich Sie die Kosten zur Kalkentfernung bezahlen. Ob bei einer Mietwohnung der Vermieter oder der Mieter für die entstanden Kosten aufkommen muss, ist bislang eine Streitfrage. So können Sie als Vermieter die Entkalkung über die Nebenkostenabrechnung absetzen, womit der Mieter letztendlich bezahlt. Voraussetzung dafür ist, dass das Wasser in einem kollektiven Boiler eines Mehrfamilienhauses zentral aufbereitet und das Warmwasser in die Nebenkosten aufgenommen wird. Wenn der Warmwasserspeicher nur Ihre Wohnung versorgt, müssen Sie als Mieter laut Juristen ebenfalls die Kosten tragen. Der Mieterverband sieht das anders und zählt dies zur Unterhaltsarbeit, für die der Vermieter aufkommen muss. Letztendlich kommt es auf den Einzelfall an.

Fazit

Den Warmwasserspeicher zu reinigen, trägt zur Langlebigkeit Ihres Boilers und einer effizienten Wärmeübertragung bei. Zudem sorgen Sie damit auch für hygienisch reines Wasser in Ihrem Haushalt. Falls Sie mit der Technik des Boilers nicht vertraut sind, ist es besser, einen Heizungs-Experten zu engagieren. Das ist die sicherste Lösung und garantiert Ihnen eine gründliche und professionelle Entkalkung. Zudem empfiehlt es sich, vorbeugend regelmäßige Kontrollen von einem Experten durchführen zu lassen. Dieser kann Ihnen genaue Angaben zur Kalkbildung machen und festlegen, wann eine Ausspülung notwendig ist. Mindestens alle 3 bis 5 Jahre sollten diese Kontrollbesuche stattfinden.

Über unsere*n Autor*in
Kathrina Haunfelder
Kathrina studiert zurzeit Technikjournalismus und Technik-PR. Im Studium eignete Sie sich bereits die grundlegenden Kompetenzen in den Bereichen Print-, Online-, Hörfunk- und TV-Journalismus mit dem Schwerpunkt Technik an. Vor ihrem Studium absolvierte Sie eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin.