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Dachentwässerung

Die Notentwässerung von Flachdächern – Systeme & Richtlinien

Sanitaer.org Team
Verfasst von Sanitaer.org Team
Zuletzt aktualisiert: 14. Juni 2013
Lesedauer: 5 Minuten

Starke Regenfälle belasten Flachdächer in besonderem Maße: Trotz Wassermassen müssen wenig geneigte Dachflächen innerhalb kurzer Zeit entwässert werden, damit die Statik nicht durch schwere Wasserlachen gefährdet wird. Die Installation einer Notentwässerung ist daher zur sicheren Ableitung des Regenwassers zwingend erforderlich!

Starkregen stellt Dachflächen und gewöhnliche Systeme der Entwässerung wie Dachrinnen und Fallrohre immer öfter vor enorme Herausforderungen. Denn die anfallenden Wassermengen können meist nicht vollständig von den gewöhnlichen Bestandteilen der Dachentwässerung aufgenommen und abgeleitet werden. Insbesondere bei wenig geneigten Dächern besteht bei solchen Regenmassen und dem damit verbundenen Gewicht die Gefahr der statischen Überlastung der Dachkonstruktion, wenn das Niederschlagswasser nicht ausreichend ablaufen kann und sich infolgedessen auf dem Flachdach ansammelt. Aus diesem Grund ist der Einbau unabhängiger Notentwässerungssysteme an jedem tiefsten Punkt der Flachdächer vorgeschrieben. Die speziellen Systeme der Notentwässerung sollen auch bei Starkregen eine ausreichende Entwässerung der Dachfläche gewährleisten können, die die eigentliche Dachentwässerung entlasten und sicherstellen, dass das Niederschlagswasser vollständig abgeleitet wird. Sanitaer.org informiert Sie in diesem Artikel umfassend über die Vorschriften zur Notentwässerung von Flachdächern, wie diese berechnet wird, und bietet Ihnen außerdem die Möglichkeit, unverbindlich Fachfirmen aus Ihrer Nähe zu kontaktieren!

Systeme der Notentwässerung

Damit auch im Notfall die Dachentwässerung garantiert ist, muss eine Notentwässerung eingerichtet werden, die im Falle von zu starkem Regen oder bei einer undichten Dachrinne die Entwässerung übernimmt beziehungsweise die Ableitung unterstützt. Hierzu werden entweder Notüberläufe als rechteckige oder runde Öffnungen in der Attika oder Notabläufe in die Attika beziehungsweise mit Rohrsystemen verbunden eingesetzt, die die Dachlasten begrenzen und die Dachrinnen und Fallrohre der Dachentwässerung entlasten sollen. Insbesondere für Dachkonstruktionen mit innenliegenden Rinnen und Flachdächern in Leichtbauweise ist die Installation von Notüberläufen vorgeschrieben! Werden Rohrsysteme zur Notentwässerung verwendet, so sind diese als sogenannte Freispiegelsysteme oder als vollständig befüllte Systeme mit Druckströmung zu installieren.

Notentwässerung mit Freispiegelsystem

Beim sogenannten Freispiegelsystem wird das Regenwasser über mehrere Fallrohre in eine Grundleitung, die im Gefälle verlegt wird, geleitet und anschließend abtransportiert. Die Ablaufleistung wird hierbei über das Gefälle der Grundleitung sowie über die Beschaffenheit des Dachgullys reguliert. Grundsätzlich funktioniert die Ableitung über die Schwerkraft, wobei die Rohre der Freispiegelentwässerung grundsätzlich dauerhaft zum Teil mit Wasser gefüllt sind. Allerdings darf hierbei eine maximale Füllhöhe nicht überschritten werden, da ansonsten die Ableitung mittels Schwerkraft nicht gewährleistet ist. Freispiegelsysteme werden für die Notentwässerung von Dachflächen am häufigsten verwendet. Die Bemessungsgrundlage für die Systeme ist in der Norm DIN 1986-100 „Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke“ festgeschrieben. Die Nennweite, sprich der ungefähre innere Durchmesser der Anschlussleitungen, muss – ebenso wie bei der Fallleitung – mindestens der Nennweite des Dachablaufs entsprechen.

Notentwässerung mit Druckströmung

Wird mit einem Druckströmungssystem entwässert, werden die Leitungen der einzelnen Dachgullys direkt unter der Dachkonstruktion einer gemeinsamen Fallleitung zugeführt. Ein in der Fallleitung erzeugter Unterdruck garantiert eine schnelle und effektive Entwässerung der Dachfläche. Durch die hohe Fließgeschwindigkeit ist ein Gefälle der Leitung nicht erforderlich. Zudem sorgt die Fließgeschwindigkeit für eine Selbstreinigung des Rohrsystems, die den Wartungsaufwand der Leitungen gering hält. Diese Form der Entwässerung wird bei besonders großen Flachdächern eingesetzt.

UNSER TIPP:
Da für die Notentwässerung die Berechnung der Anzahl notwendiger Leitungen sowie deren Dimensionen nach der DIN 1986-100 und den darin enthaltenden Berechnungsformeln exakt und fachkundig durchzuführen ist, ist hierfür zwingend ein qualifiziertes Fachunternehmen zu beauftragen! Hier bieten wir Ihnen mit unserem unkomplizierten Anfrageformular, die Möglichkeit Fachbetriebe aus Ihrer Nähe kostenfrei und unverbindlich zu kontaktierten.

Richtlinien zur Installation einer Notentwässerung

Auf eine Notentwässerung von wenig geneigten Dachflächen kann unter bestimmten Voraussetzungen nur verzichtet werden, wenn eine spezielle Regenrückhaltung bereits beim Bau des Daches vorgesehen wird oder es sich um einen Massivbau handelt. Der Verzicht auf Notsysteme kann beispielsweise bei intensiv begrünten Dächern möglich sein. Grundsätzlich sind bei der Installation der Notentwässerungssysteme verschiedene Vorschriften zu beachten, in die wir Ihnen im Folgenden einen kleinen Einblick gewähren: So

  • ist bei Dächern in Leichtbauweise und/oder bei innen liegenden Entwässerungsanlagen immer eine Notentwässerung vorzusehen!
  • muss an jedem tiefen Punkt der Dachfläche ein Ablauf beziehungsweise Dachgully und ein Notentwässerungssystem installiert werden!
  • dürfen die Systeme der Notentwässerung nicht an die herkömmliche Dachentwässerungsanlage angeschlossen werden, sondern muss stattdessen auf eine freie, überflutbare Fläche des Grundstücks abgeleitet werden!
  • muss ein zu erwartender Jahrhundertregen, der statistisch etwa alle 100 Jahre auftritt und über fünf Minuten anhält, von der Regenentwässerungsanlage und dem Notentwässerungssystem gemeinsam entwässert werden können.
  • muss ein Gebäude außerordentlich geschützt werden, wenn die Notentwässerungsanlage den Jahrhundertregen allein sicher ableiten kann.

Fazit

Immer häufiger werden auch in Deutschland Starkregenereignisse verzeichnet. Damit die großen Regenmengen von Flachdächern sicher und ausreichend abgeleitet werden können, ist für jedes wenig geneigte Dach in Leichtbauweise oder bei innen liegenden Entwässerungsleitungen die Installation einer Notentwässerung vorgeschrieben. Den nur mit einem Notfallsystem, das die Ableitung der Wassermengen garantiert, ist die Statik der Dachkonstruktion, des Gebäudes und die Sicherheit der Anwohner hinreichend geschützt! Die Vorgaben zur Installation einer Notentwässerung sind in der Norm DIN 1986-100 festgehalten und entsprechend fachgerecht umzusetzen!

Über unsere*n Autor*in
Sanitaer.org Team
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