Nicht nur bei starkem Regen ist eine zuverlässige Dachentwässerung unerlässlich, um eine Durchfeuchtung des Mauerwerks zu vermeiden. Insbesondere die Flachdachentwässerung muss naturgemäß umfassend geplant und umgesetzt werden, damit die Regenmengen ausreichend und kontrolliert von Dachflächen abgeleitet werden.
Flachdächer erfreuen sich in vielen Teilen der Welt großer Beliebtheit. Aus architektonischer Sicht erlauben sie besonders interessante Immobilienformen, jedoch haben sie auch einen Nachteil: Regenwasser kann nicht ohne Weiteres ablaufen. Deshalb kommen Dächer dieser Art meist nur im Süden Deutschlands infrage, wo die Regentage etwas seltener sind. Doch auch dort sind Dimensionierung und Positionierung der Regenwasserleitung von großer Wichtigkeit.
Systeme der Dachentwässerung, die aus Dachrinnen, Abläufen und Fallrohren bestehen, übernehmen die wichtige Aufgabe der kontrollierte Ablauf des Niederschlagswassers. Das Regenwasser wird hierfür in das öffentliche Entwässerungsnetz, in private Regenwasseranlagen oder zur Versickerung auf freie Grundstückflächen geleitet.
Bei Flachdächern kommt der Dachentwässerung eine besondere Rolle zu: Im Gegensatz zu einem stärker geneigten Dach fließen die Wassermengen bei dieser Dachform nicht eigenständig aufgrund der physikalischen Gesetzmäßigkeit der Schwerkraft vom Dach ab. Spezielle Systeme sollen schließlich die Entwässerung von Flachdach-Bauten gewährleisten.
Sanitaer.org informiert Sie in diesem Artikel über die Richtlinien zur Flachdachentwässerung, die die korrekte Planung und Umsetzung von Abläufen, Abdichtungen und Entwässerungssystemen auf flachen oder wenig geneigten Dächern gewährleisten sollen. In diesen Fachregeln werden Balkone und Dachterrassen ebenfalls als Flache Dächer geführt.
Das Flachdach in Deutschland
Die Definition des flachen Daches ist in Deutschland recht klar: Alles, was eine Dachneigung kleiner als 25 Grad besitzt, gehört zu dieser Kategorie. Bei den Nachbarn in Österreich ist man etwas strenger: Ein Dach darf dort nur fünf Grad geneigt sein. Ob fünf oder 25 Grad – bei einem Flachdach dauert es lange, bis der Niederschlag verschwindet. Aus diesem Grund ist dem Thema Entwässerung beim Flachdach große Aufmerksamkeit zu schenken.
Richtlinien für die Flachdachentwässerung
Auf keinem Dach darf Wasser stehen bleiben. Es belastet mit seinem Gewicht das Dach und steigert das Risiko, dass es zu einem Schaden an der Bausubstanz kommt. Die Suche nach einem Leck ist aufwendig und kostspielig. Deshalb investiert man besser in eine gute Entwässerung. Vorsorge ist bekanntlich besser als Nachsorge.
Gemäß DIN 1986, Teil 100 „Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke“ und DIN EN 12056, Teil 3 „Dachentwässerung, Planung und Bemessung“ ist bei der Planung und Bemessung von Entwässerungsanlagen eine dezentrale Regenwasserbewirtschaftung wie die Speicherung, Versickerung oder Einleitung in Gewässer zu verwenden. Bei der Entwässerung soll die Einspeisung von Niederschlag in das öffentliche Kanalisationsnetz reduziert und dieses somit entlastet werden.
Die wichtigsten Punkte der Fachregeln für die Entwässerung des Flachdachs im Überblick:
- Die für die Dachentwässerung vorgesehene Planung und Bemessung muss so erfolgen, dass Niederschläge auf kurzem Weg vom Dach ablaufen können.
- Dachabläufe sind für Wartungsarbeiten frei zugänglich zu sein.
- Jedes Flachdach, sofern kein ausreichendes Gefälle vorhanden ist, ist mit einer Notentwässerung in Form von Notüberläufen oder -abläufen an jedem Tiefpunkt der Dachfläche auszustatten. Der Verzicht auf eine Notentwässerung ist nur zulässig, wenn Ersatzmaßnahmen wie beispielsweise ein intensiv begrüntes Dach vorgesehen sind.
- Werden innenliegende Abläufe zur Flachdachentwässerung verwendet, müssen mindestens ein Dachablauf und ein Notüberlauf installiert werden.
Notentwässerung für Flachdach
Nach der Flachdachentwässerung nach DIN EN 12056–3 Teil 3 ist ein Notüberlauf fürs Flachdach erforderlich. Die Notentwässerung muss dabei auf das Grundstück laufen und darf nicht mit dem Entwässerungssystem verbunden werden. Der Grund ist simpel: Das öffentliche Kanalnetz wurde nicht dafür konzipiert, große Regenmassen problemlos mit abzuleiten. Regnet es stark und das Wasser wird ins Kanalnetz geleitet, kommt es zu einem gefährlichen Rückstau.
Niederschlag aus Notüberläufen darf nicht in die öffentliche Kanalisation abgeleitet werden! Der Anschluss der Überläufe an die Entwässerungsanlage ist demnach nicht erlaubt! Ebenso untersagt ist ein Ablauf des Niederschlagswassers auf ein anderes Dach. Zudem müssen die Notüberläufe der Entwässerung so installiert werden, dass die zulässige maximale statische Belastung des Daches bei Überflutung nicht überschritten wird! Weitere Details erfahren Sie in diesem Artikel.
Immobilienbauer können auf die Notentwässerung verzichten, wenn sie Ersatzmaßnahmen planen. Äußerst beliebt ist zum Beispiel die Schaffung begrünten Dachs. Diese benötigen natürlich Niederschlag, müssen aber auch so konzipiert sein, dass sie es komplett aufnehmen können. Doch auch in diesem Fall ist ein Notablauf sinnvoll, falls es doch einmal unüblich stark regnet und eine höhere Abflussleistung benötigt wird.
Die zwei Arten der Dachentwässerung
Ein Flachdach wird generell mit einem Gefälle von mindestens zwei Prozent gebaut. Dies soll den Wasserstau und Ablagerungen von Schlamm verhindern. Erfahrungsgemäß ist diese Neigung jedoch nicht ausreichend, um die Pfützenbildung in der Praxis tatsächlich vermeiden zu können.
Aus diesem Grund ist es dringend ratsam, bereits bei der Konzeption die Verwendung von Notentwässerungen zu berücksichtigen. In der Regel erfolgt die Entwässerung innenliegend, das heißt, das Wasser wird über Flachdachgullys oder Dachabläufe in Fallrohre geleitet, die im Inneren des Gebäudes verlegt sind – und nicht wie bei der außenliegenden Entwässerung als vorgehängte Rinnen an der Hauswand verlaufen.

Wichtig ist es das optimale Entwässerungssystem für das Flachdach zu wählen. © sanremo-domains / pixabay.com
Die Entwässerung erfolgt nach dem simplen Prinzip der Schwerkraftentwässerung, jedoch gibt es zwei verschiedene Konzepte:
- Freigefälleentwässerung: Im Prinzip handelt es sich um die normale Art der Entwässerung. Ein Gefälle von Rohrleitungen führt das Wasser in einen Hauptsammler ab. Verwenden kann man diese Entwässerungsmethode nur bei Flächen bis 150 Quadratmeter. Der einzige Nachteil der Freigefälleentwässerung (auch Freispiegelentwässerung genannt) ist der Platzbedarf für das Rohrleitungssystem und ihr Gefälle. Dafür verstopfen sie praktisch nie.
- Unterdruckentwässerung: Die Ableitung des Regenwassers erfolgt über eine Druckströmung, sodass die Rohre kleiner ausfallen. Die Druckströmungsentwässerung hat einen geringeren Platzbedarf, da kein Gefälle nötig ist. Bei großen Flächen wird im Regelfall dieses Entwässerungssystem gewählt.
Entwässerung des Garagendaches
Nicht nur das Hausdach benötigt eine Entwässerung, sondern auch die Garage. Der Dachablauf für das Flachdach einer Garage ist mit jenem eines Hauses vergleichbar.
Auf Garagendächern kommen oftmals sogenannte Gullys zum Einsatz. Sie befinden sich an mehreren Tiefpunkten im Flachdach. Wie zuvor verdeutlicht, muss die Dimensionierung der Entwässerung beim Garagenflachdach berechnet werden, damit die Dachgullys ausreichend Wasser aufnehmen können.
Die Flachdachentwässerung korrekt berechnen
Wie effizient muss die Entwässerung sein? Eine Frage, die pauschal nicht zu beantworten ist. Sie hängt nämlich von der Dachfläche, der Dachart und dem Standort ab. Die für die Entwässerung des Flachdaches zu berücksichtigende Bemessung richtet sich nach der sogenannten örtlichen Regenspende. Die Bemessungsregenspende gibt für die Entwässerung einen Richtwert einer ausreichend abzuleitenden Regenmenge vor.
In diesem Sinne dürfen Entwässerungssysteme im Rahmen der Regenspende keine Überbelastungen aufweisen. So wird beispielsweise die Regenmenge eines 5-minütigen Regenereignisses, das statisch maximal alle fünf bzw. hundert Jahre zu erwarten ist, als Richtwert genommen.
Welcher Wert und welche Regenmengen für Ihre Region zutreffend sind, erfragen Sie bitte bei lokalen Behörden oder dem Deutschen Wetterdienst. Die Bemessungsregenspende ist weiterhin ein wichtiger Wert, um die geeignete Dimensionierung der Leitungen und des Notüberlaufs festlegen zu können.
Beeinflusst wird die Ablaufleistung der Entwässerungsleitungen unter anderem von der Beschaffenheit der zu entwässernden Fläche oder dem Neigungswinkel der Rinne. Zudem dient die Regenmengenangabe neben den zu berücksichtigenden Eigenschaften der Dachfläche der Kalkulation der Dachentwässerung und der Anzahl notwendiger Dachabläufe.
Angenommen, das Dach hat folgende Eigenschaften:
- Dachfläche: 120 Quadratmeter
- Dachart: Kies als Auflast
- Standort: Frankfurt am Main
Bei einem Jahrhundertregen fallen über sieben Liter pro Sekunde für die Fläche an. Wenn die normale Entwässerung fast zwei Liter pro Sekunde schafft, muss die Notentwässerung ein Regenaufkommen von über fünf Litern pro Sekunde aufnehmen können. Die Formel für die Abflussmenge ermittelt sich gemäß EN 12 056–3 und DIN 1986–100 mit folgender Formel:
A = abflusswirksame Flächen
C = Abflussbeiwert
Der dimensionslose Abflussbeiwert C hängt von der Dachoberfläche ab. Einige Beispiele:
- C = 1,0 bei einem Foliendach
- C = 0,5 bei einem Kiesdach
- C = 0,3 bei intensiver Begrünung
Es kann sich durchaus lohnen, sein Dach zu begrünen, um Wasser sinnvoll zu nutzen, die Entwässerung der Dachabläufe zu entlasten und nebenbei einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.
Notentwässerung für das Flachdach berechnen
Der Notüberlauf eines Flachdaches hat gerade in Zeiten schwerer Regenfälle und heftiger Gewitter eine sehr wichtige Aufgabe. Aus diesem Grund muss genau berechnet werden, wie groß das Mindestabflussvermögen sein muss.
Ein Anhaltspunkt ist die Formel aus DIN 1986–100:
Q(not) = (r(5,100) – r(D,T) x C) x A ÷ 10000
Für eine beispielhafte Fallrohrberechnung stehen folgende Daten zur Verfügung:
- Dachneigung: 3°
- Spannweite Dach: 20 m
- Dachlänge: 80 m
- Regendauer: 5 min.
- Örtliche Regenspende: 300 l/(sxha)
- Überlastungsregenspende: 600 l/sxha)
- Abflusswert: 1,0
- Maximaler Wasseraufstau: 70 mm
- Wasseraufstau über Dachablauf: 30 mm
Q(not) = (600 – 300 l/s x 1) x 1600 ÷ 10000 = 48 l/s
Das Mindestabflussvermögen für den Notüberlauf beträgt 48 Liter pro Sekunde – mit diesem Wert kann ein Fachmann die Dachrinne berechnen, damit sie im Notfall ausreichend Wasser aufnehmen kann.
Was Sie noch zur Flachdachentwässerung wissen müssen
Die für eine Entwässerung anfallenden Kosten lassen sich leider nicht pauschal angeben. Die Kosten für die Montage eines Entwässerungssystems setzen sich aus vielen verschiedenen Aspekten zusammen. So richten sich die Gesamtkosten zum Beispiel nach den individuellen Gegebenheiten wie der Größe der Dachfläche, der regionalen Niederschlagsmenge oder dem gewünschten Flachdachentwässerungssystem.
Lassen Sie sich bezüglich des richtigen Entwässerungssystems vom Fachmann beraten und sich einen Kostenvoranschlag erstellen. Der Profi kennt alle zu berücksichtigenden Richtlinien, kann das notwendige Ablaufvermögen richtig bestimmen und die Entwässerung des Flachdaches fachgerecht einbauen. Mit unserem benutzerfreundlichen Online-Formular finden Sie qualifizierte Fachbetriebe aus Ihrer Nähe, die Sie unverbindlich und kostenlos kontaktieren können.
Flachdachentwässerungssysteme werden stetig optimiert. Deshalb sollte man die Dachentwässerungsberechnung einem Experten überlassen. Doch selbst der beste Flachdachregenwasserablauf bringt nichts, wenn das System nicht gepflegt und bei Bedarf saniert wird.
Normalerweise wird eine großzügigere Abflussleistung für das Entwässerungssystem gewählt, damit dieses einwandfrei funktioniert. Dennoch können die Rohre verschmutzen und die Leistung dadurch sinken. Deshalb ist es ratsam, die Entwässerung des Flachdaches regelmäßig einer Inspektion zu unterziehen, damit Probleme frühzeitig erkannt werden.
Fazit
Die Entwässerung des Flachdachs bedarf der umfassenden und genauen Vorbereitung und Ausführung unter Berücksichtigung der Flachdach DIN Normen. Entsprechend der zu erwartenden Regenmengen müssen die Dachentwässerungssysteme die kontrollierte Ableitung des Niederschlagswassers ohne die Gefahr der Überlastung gewährleisten können. Bei Flachdächern haben Sie prinzipiell die Wahl zwischen Freispiegel- und Druckentwässerungssystemen. Da sich viele Fehler bei der Kalkulation und Implementierung einschleichen können, sind beide Prozeduren einem Fachmann zu überlassen.